Wir kannten uns erst ein paar Tage,
schon ludst du mich zu dir ein:
Wir tranken Wein auf deinem Bett
und liebten uns im Kerzenschein.
Dann sprangst du unvermittelt auf
und liefst zur Zimmertür hinaus.
“Komm mit!” riefst du vom Nebenraum,
“Ich zeige dir den Rest vom Haus!”
Du nahmst entschlossen meine Hand
und führtest mich von Raum zu Raum.
Ich ging dir sprachlos hinterher,
denn was ich sah, war wie im Traum:
An den Decken prangte Stuck.
Die Möbel waren aus Ebenholz,
und auf dem Tisch im nächsten Zimmer
stand ein Kelch aus purem Gold.
Im Erdgeschoss, am Fuß der Treppe,
war ein Teppich angebracht –
doch als du ihn zur Seite rolltest,
standen wir vor einem Schacht.
Du zogst an einer Schnur und darauf
wurde es von unten heller.
Dann führtest du mich steil hinab
und zeigtest mir voll Stolz den Keller:
Ohne Schmutz und Spinnenweben,
aufgeräumt und schön gepflegt –
die Wände waren neu gestrichen
und der Boden frisch gefegt.
In dem Raum war einfach nichts –
auch nicht der kleinste Gegenstand.
Der ganze Keller völlig leer
bis auf den Besen an der Wand.
Ich sah mich um und wurde blass –
erst jetzt begann ich zu begreifen.
Dann fragte ich dich ganz entsetzt:
“Hast du im Keller keine Leichen?”
Du schütteltest bloß deinen Kopf.
Daraufhin nickte ich verlegen.
Du nahmst den Besen von der Wand
und fingst an, still den Raum zu fegen.
Dann stiegen wir die Treppe hoch
und setzten uns aufs Kanapee.
Da saßen wir, den Blick zur Wand,
und tranken beide wortlos Tee.