Am Hermannplatz, beim Imbissstand,

stand ich um einen Imbiss an,

als ich die imposante Schar

an einem kleinen Obststand sah.
 

Ich lief gleich zu der Menschenmenge,

schob mich forsch durch das Gedränge –

mitten durchs Getümmel vieler,

hin zu dem Gemüsedealer.
 

“Du da!” rief er aufdringlich

und zeigte mit der Hand auf mich.

“Tritt näher und sieh selbst, mein Freund –

von diesem Obst hast du geträumt!
 

Die Pfirsiche sind delikat,

der Rosenkohl schmeckt jung und zart,

der Ingwer riecht verführerisch

und der Spinat ist knackig frisch.
 

Doch sage ich in aller Klarheit:

Nichts schmeckt wie die Frucht der Wahrheit!

Bitter, süß und doch pikant –

es gibt sie nur an diesem Stand.”
 

Die Frucht der Wahrheit war sauteuer:

Vierzehn Euro – ohne Steuer!

Auch schien sie nicht frisch zu sein –

und für den Preis war sie zu klein.
 

Ich feilschte zwar – doch er blieb hart.

Ich fluchte laut und zahlte bar.

Dann packte ich die Wahrheit ein

und stapfte mit ihr schnurstracks heim.
 

So kam die Wahrheit auf den Tisch –

sie war schon alt und roch nach Fisch

mit einem Hauch von faulem Ei,

doch war mir das jetzt einerlei.
 

Ich nahm sie auf der Stelle ran:

Erst schälte ich die Frucht und dann

biss ich voll Ungeduld hinein –

doch war das Fruchtfleisch hart wie Stein.
 

Das Obst war freilich schnell durchschaut:

Es hatte eine zweite Haut!

Drum pellte ich es noch einmal,

allein, dem Früchtchen schien’s egal.
 

So schälte ich es Schicht um Schicht,

nur kam die Schlussschicht nicht in Sicht –

dafür brach ich in Tränen aus,

und so fand ich die Wahrheit raus:
 

Sie traf mich hart und voller Wucht –

die Wahrheit ist gar keine Frucht.

Der Grund dafür ist ganz plausibel:

Die Wahrheit – sie ist eine Zwiebel!

Über den Autor

Stefan