Ich saß grad in der Straßenbahn,

als mich das Mausweh überkam.

Ich sprang gleich auf und stieg dann aus:

So nahm das Schicksal seinen Lauf.
 

Bei ganz akutem Mäusemangel

hilft allein der Mausfachhandel –

also ging ich ohne Zagen

in den nächsten Mausfachladen.
 

Die Mausfachfrau war schon senil,

sie redete auch gar nicht viel

und zeigte auf das Tier vor ihr:

“Wie wär’s mit diesem Mäuschen hier?”
 

Die Maus schien etwas außer Form –

speziell ihr Hintern war enorm!

Prompt rutschte mir die Frage raus:

“Ist das auch wirklich eine Maus?”
 

Da barst die Alte fast vor Wut:

“Ich seh vielleicht nicht mehr so gut,

doch mein Geschäft kenn ich genau

und hier sind alle Mäuse grau!
 

Siehst du den Käfig an der Wand?

Die Hamster dort sind gelb wie Sand!

Die Ratten hier sind kreidebleich –

den Unterschied erkennt man leicht!”
 

Ich setzte mich sofort in Gang

und sah mir alles näher an:

Die Hamster hatten eine Mähne

und lange, spitze Hamsterzähne.
 

Als ihre Ratten mich erblickten,

leckten sie sich nur die Lippen:

Dazu wetzten diese Ratzen

ihre Riesen-Rattentatzen!
 

Da war die Alte schnell bei mir

und sagte: “Hier! Ich gebe dir,

als eine Mitgift für die Kleine,

eine gratis Mäuseleine.”
 

So kriegte sie mich schließlich rum.

Ich band der Maus ihr Halsband um,

dann wollten wir zu zweit nach Haus –

doch aus dem Bus warf man uns raus!
 

Der Fahrer schrie: ”Ich seh nicht recht –

ihr beiden seid bestimmt nicht echt!

Nach nur drei Bier ist das nicht fair –

ich schwör bei Gott, ich trink nie mehr!”
 

Das Busfahren hatten wir jetzt satt –

wir liefen einfach durch die Stadt.

Die Leute glotzten reichlich dumm

und gingen dann um uns herum.
 

Der alte Kater von Frau Bauer

lag behäbig auf der Mauer,

doch beim Anblick meiner Maus

nahm er in wilder Flucht reißaus!
 

So kamen wir zur Tür herein,

an Mutters Porzellan vorbei,

und schufen im Vorüberlaufen

einen riesen Scherbenhaufen.
 

Ich rief in meinem Überschwang

als erstes meine Freunde an,

doch diese Schufte kamen bloß,

und gingen auf das Mäuschen los!
 

Sie neckten es ganz unverfroren,

lachten über seine Ohren,

imitierten seinen Gang

und zogen ihm die Nase lang.
 

Die Kinder waren echt brutal –

doch meiner Maus schien das egal:

Die hatte eine dicke Haut

und den Affront im Nu verdaut.
 

Nur ihn vergessen ging nicht recht,

denn meine Maus vergaß ganz schlecht.

Auch fraß sie ihren Käse nicht –

doch das fiel fast nicht ins Gewicht.
 

Stattdessen wühlte sie im Schlamm

und nagte ein paar Bäume an.

Der Grund dafür lag auf der Hand:

Das Mäuschen war ein… bisschen krank.
 

Drum gingen wir alsbald zum Arzt,

doch der sah für die Kleine schwarz –

denn als er sie am Schwänzchen hob,

trompetete sie plötzlich los.
 

Er ächzte nur: “Da hilft nichts mehr –

die Maus ist einfach viel zu schwer.”

So machte er uns angst und bang,

doch schweißte das uns auch zusamm’.
 

Gemeinsam gingen wir durch dick

und kamen ebenso zurück –

und deshalb macht ihr Ignoranten

aus meiner Maus… kein Elefanten!

Über den Autor

Stefan