Am letzten Abend meines Lebens

ließ ich mir die Wanne ein:

Ich zog den guten Anzug an

und legte mich erschöpft hinein.
 

Ich räkelte mich eine Zeit,

doch wurde mir schlussendlich klar:

Es war so kalt und unbequem,

weil in dem Trog kein Wasser war.
 

In der Wanne war mein Leben,

doch das Leben war ich leid:

Ein großer Haufen kleiner Dinge

von geborgter Wichtigkeit.
 

Dann stieg ich aus und im Reflex

rieb ich mich mit dem Handtuch ab.

Und als ich an der Wanne stand,

sah ich verblüfft an mir herab:
 

Die Uhr und der Terminkalender,

meine Fotos und der Pass –

sie hatten ihre Macht verloren

und erschienen völlig blass.
 

Das Handy, das mich ständig quälte,

hatte aufgehört zu lästern

und lag lautlos in der Wanne,

mitten auf der Post von gestern.
 

Die Inbox war gespenstisch still –

mein Laptop schwieg wie formatiert –

doch dann vernahm ich, völlig klar,

den Blechkanister neben mir.
 

Mit einem Glucksen goss ich nun,

und glucksend gelb ergoss sich schwer,

auf alles das Benzin – und dann

warf ich ein Streichholz hinterher.
 

Mein Nachbar war zum Glück zuhaus.

Ich sagte einfach: „Bei mir brennt’s.“

und drückte ihm dann anstandslos

den Feuerlöscher an sein Hemd.
 

„Verzeih die Mühe. Alles Liebe!“

Drauf sagte er: „Kein Ding.“

Er schüttelte mir fest die Hand.

Ich nickte kurz. Und ging.

Über den Autor

Stefan