Ich war noch jung als ich entschied,

es mal mit Eltern zu probieren:

Ich hatte das nicht gut durchdacht –

ich ließ es einfach bloß passieren.
 

An einem schönen Sonntag Morgen

setzte ich sie in die Welt –

und schon am Montag Vormittag

beantragte ich Elterngeld.
 

Am Dienstag fiel mir schließlich auf:

Die beiden sehen hungrig aus!

Drum kaufte ich schnell Elternnahrung

aus dem Supermarkt vorm Haus.
 

So nahm die Sache ihren Lauf:

Am Anfang war die Freude groß –

doch teilten sie die Eltern nicht,

und schließlich ging das Meckern los:
 

“Räum auf, sitz artig, schaukel nicht!”

Der ganze Kram von dem man hofft,

dass man ihn selbst nie hören muss –

doch täuscht man sich in Eltern oft.
 

Ich nahm die Eltern bei den Ohren:

“Ständig meckern ist nicht nett!” –

und schickte sie zu ihrem Besten

ohne Abendbrot ins Bett.
 

Doch meine Sorgen nahmen zu,

denn sie verplemperten ihr Leben

und schienen sich von früh bis spät

fast nur mit Arbeit abzugeben.
 

Dass sie zurückgeblieben waren,

das sah jeder im Vergleich –

sogar die Eltern meiner Freunde

waren korpulent und reich.
 

Mein Papa lief den ganzen Tag

bloß immer mit Krawatte rum

und Mama, auch bei aller Liebe,

war zum Brabbeln schlicht zu dumm.
 

Ich sagte streng: “Tut was ihr wollt –

doch tut es nicht in diesem Haus.

Solange ihr noch mit mir wohnt

tut ihr was ich euch sag. Und Aus!”
 

Die Jahre gingen hin, allein

die Eltern ließen sich nur treiben.

Ich predigte tagaus, tagein:

“Ihr könnt nicht ewig Eltern bleiben!
 

Was soll aus euch nur später werden?

Wollt ihr zwei denn nicht versuchen

euer Leben selbst zu leben?“

Doch sie hörten mir nicht zu.
 

Als sie endlich flügge wurden,

warf ich meine Eltern raus.

Sie leben jetzt in Düsseldorf,

in einem schicken Reihenhaus.
 

Ich blieb zurück und schnaufte durch:

Ich schenkte euch die besten Jahre!

Ihr denkt, ich wär ein Rabensohn?

Ihr Brut, ihr undankbare.

Über den Autor

Stefan